Tipps und Tricks für (Rad)reisende

Auf dieser Seite sammle ich meine Erkenntnisse, die ich auf meiner Reise mit dem Rad gewonnen habe. Wenn du auch planst eine Reise mit dem Rad zu unternehmen, könnten diese Tipps für dich nützlich sein.


1. Navigation
Heutzutage ist das mit der Navigation kein Hexenwerk mehr. Für die meisten Gebiete der Welt braucht man nicht mehr tonnenweise analoges Kartenmaterial mitzuschleppen. Ich benutze die Wander- und Radnavigationsapp Komoot. Eine App, die ich im Grunde genommen sehr empfehlen kann. Jedoch ist es immer empfehlenswert die Route die man fahren möchte einigermaßen zu kennen und sie sich im Vorfeld auf der Karte anzuschauen. Ich merke mir meist die einschlägigen Stätdenamen, falls das Gerät mal aus irgendeinem Grund ausfallen sollte.

Zur Bedienung der App ein kleiner Hinweis. Wenn man bei der Routenplanung  "Fahrradfahren" angibt, leitet einen die App gerne auch mal über Stock und Stein. Das ist für Fahrer und Material eine unnötige Herausforderung und kostet manchmal enorm viel Zeit und Kraft. Wenn man nicht gerade darauf aus ist jeden Singletrail mitzunehmen, sondern einfach einigermaßen entspannt reisen möchte, kann man dem ganz einfach aus dem Weg gehen, indem man "Rennrad" bei der Routenplanung angibt. Je nach Gebiet wird man auch in diesem Modus mal über einen Trail geschickt, aber das ist ja im Grunde genommen nicht schlimm. Es vereinfacht nur meines Erachtens das Reisen mit dem schwer bepackten Rad ungemein, zu versuchen auf Straßen zu bleiben.

Mit der Zeit kommt man ein wenig in Übung und so lasse ich die App auch gerne mal weg und vertraue ein wenig auf die Straßenschilder und meinen Orientierungssinn. Das ist vor allem dann spannend, wenn man die Schilder nicht mehr lesen kann, weil sie mit Schriftzeichen eines fremden Alphabets versehen sind!


 2. Wasser
Immer genug Wasser dabei haben!

Klingt zwar ziemlich profan, doch gerade wenn man "wild" campt, sollte man  darauf achten, immer genug Wasser bei sich zu haben. Es ist erstaunlich wie viel Flüssigkeit man braucht, wenn man sich den ganzen Tag sportlich betätigt und dann noch etwas kochen und sich ggf. auch waschen möchte. 

Mithilfe von Mikropurtabletten und Wasserfiltern hat man auch die Möglichkeit Wasser bspw. aus Flüssen oder Seen aufzubereiten und es trinkbar zu machen, dennoch kann das häufig einfach vermieden werden, wenn man einigermaßen auf dem Schirm hat, wie viel Flüssigkeit man noch bei sich hat und man vor allem kurz vor der Suche nach einem Campingspot alle Wasserreserven nochmal auffüllt.


3. Campen

Die Sonne im Auge behalten

Das ist jetzt natürlich nicht wortwörtlich gemeint. Aber du solltest dir immer rechtzeitig Gedanken darüber machen, wo du dein nächtliches Lager aufschlagen möchtest. Wenn du ein festes Ziel vor Augen hast, wo du bereits eine Übernachtungsmöglichkeit geklärt hast, kein Problem! Dann kann man auch mal in die Dunkelheit hineinradeln. Ansonsten würde ich immer empfehlen, spätestens eine Stunde vor Sonnenuntergang nach einem guten Plätzchen Ausschau zu halten, an dem du dein Zelt aufschlagen möchtest. Wenn du vielleicht noch bei Tageslicht dein Abendessen zubereiten möchtest, vielleicht sogar noch etwas früher. Schließlich findet man manchmal nicht sofort den perfekten Spot, sondern muss erst etwas suchen oder sich den Weg dorthin erarbeiten.
Bei der Suche nach einem Zeltplatz achte ich meist auf folgende Dinge:


I. Wiese ist für mich der angenehmste Untergrund. Es ist schonend für das Material, man liegt weich und man kann die Heringe gut im Boden befestigen.
II. Wasser in Form eines Flusses oder Sees in der Nähe zu haben, ist für mich immer angenehm. Ich krieche am liebsten frisch gewaschen in meinen Schlafsack und die Wassersorgen sind somit auch passe´.

III. Freie Bahn nach Osten. Ein freier Blick nach Osten birgt gewisse Vorteile. Zum einen wird man im Idealfall vom Sonnaufgang geweckt. Außerdem wird nachts häufig das Material feucht und ist mit einer Schicht Tau bzw. Raureif bedeckt. Wenn es direkt bei Sonnenaufgang vom Sonnenlich bestrahlt wird, kann es schon während du noch in deinem Schlafsack mummelst oder dir einen Kaffee machst trocknen und du kannst schneller wieder zusammenpacken und weiterradeln.

IV. Eben sollte die Stelle sein an der du dein Zelt aufschlägst. Alles andere wird schnell zur Farce und macht alle komplizierter, vor allem das Schlafen!

V. Sichtgeschützte Plätze lassen mich ruhiger schlafen. Nicht überall ist es erlaubt einfach zu campen, außerdem ist das Gefühl, dass jemand anders sich evtl. für das eigene Equipment interessieren könnte, auch immer ein kleiner Unruhefaktor, wenn auch meist unbegründet. Daher achte ich meistens darauf, dass der Platz an dem ich mein Zelt aufschlage etwas abgelegen und wenn möglich auch sichtgeschützt ist.

 

In sehr warmen Gegenden schlafe ich fast ausschließlich in der Hängematte. Es ist schnell, bequem und luftig! Wichtig hierbei: Ich würde unbedingt eine Hängematte mit Moskitonetz und stichfestem Material besorgen. Hiervon gibt es aber mittlerweile eine gute Auswahl.


4. Sprachen
Vor einer Reise durch mehrere Länder lassen sich natürlich nicht die verschiedenen Landessprachen erlernen, das ist ganz klar!

In vielen Gebieten der Welt kommt man mit englisch weiter, aber es ist auch bemerkenswert wie viele Leute, besonders in ländlichen Gebieten, kein Wort englisch sprechen. Man kann sich zwar immer irgendwie mit Händen und Füßen verständigen, wird jedoch häufig wesentlich freundlicher behandelt und stößt auf eine deutlich höhere Akzeptanz bei vielen "Locals", wenn man sich Mühe gibt, in ihrer Sprache mit ihnen zu kommunizieren. Teilweise ist es sogar vorgekommen, dass Menschen richtig wütend wurden, als sie mit mir sprechen wollten und ich ihnen begreiflich machen musste, dass ich kein Wort verstehe, von dem was sie mir sagen. Demnach ist es immer hilfreich, sich die Basics in der jeweiligen Landessprache einmal heraus zu schreiben und sie vorher ein wenig zu pauken, bzw. griffbereit zu haben, bis man sie nach den ersten Malen, die man sie verwendet hat, auswendig kann.

Der Google Sprachübersetzer kann einen bei einigen Sprachen auch bezüglich der Aussprache der Wörter behilflich sein.

Sinnvoll ist es, immer Zettel und Stift dabei zu haben, um sich neue Vokabeln zu notieren oder bspw. zahlen aufschreiben zu lassen etc.


Praktische Zusätze für Reisen Sind das Buch Point it von Dieter Graf 

oder ein Iconspeak-Shirt.

Dies sind jedoch eher Hilfsmittel und kein wirklicher Ersatz dafür, sich mit Leuten zu „unterhalten“
.

 

Hier eine Liste der Wörter und Sätze, die ich mir zuvor meist notiere:

Ja
Nein


Hallo


Bitte


Danke


Vielen Dank


Ich heiße/Mein Name ist


Ich komme aus Deutschland


Leider spreche ich kein…


Ich mache eine Weltreise mit dem Fahrrad


Wo finde ich?


Fahrradwerkstatt

Wie viel kostet? 
(Stift und Papier dabei haben, damit die Zahl aufgeschrieben werden kann)


Prost


5. Geld 

Informiere dich bevor du ein Land besuchst über die Währung, mit der in dem jeweiligen Land bezahlt wird. Wenn man den Wechselkurs kennt, kann man zum einen in den Wechselstuben nicht über’s Ohr gehauen werden und man kann immer grob abschätzen, ob der Preis den man für Essen oder beispielsweise eine Taxifahrt bezahlt, angemessen ist. 
Wenn man länger unterwegs ist, ist es sinnvoll sich eine Kreditkarte zu besorgen, mit der man weltweit kostenlos Bargeld abheben kann. Ich habe dafür ein Konto bei der DKB eröffnet. 
Achtung! Die Privilegien des kostenlosen weltweiten Zugriffs auf Bargeld hat man bei der DKB nur als Aktivkunde. Aktivkunde ist man nur, wenn ein regelmäßiger Geldeingang von mindestens 700€ im Monat stattfindet. Wenn man keinen konstanten Geldeingang hat, empfehle ich ein weiteres Konto zu haben und einmal monatlich diese 700€ hin- und wieder zurück zu überweisen.


Es gibt Sonderfälle, in denen euch aber auch eine VISA oder MasterCard nicht weiterhilft. Ein Beispiel dafür ist der Iran. Der Iran ist nämlich nicht an das zentrale Geldsystem angeschlossen, dementsprechend ist es dort nicht möglich mit diesen Karten Bargeld abzuheben.
Man muss also das Geld bereits in einem anderen Land besorgen und in Bar dabei haben, wenn man in den Iran einreist. Das ist extrem wichtig im Vorfeld über das jeweilige Reiseland zu wissen. Ob es noch weitere Länder gibt, für die das zutrifft, ist mir aktuell nicht bekannt.


Es ist außerdem immer empfehlenswert Notfallbargeld in Form von Euro oder US-Dollar dabei zu haben. Für den Fall, dass man tatsächlich mal ausgeraubt werden sollte, sollte man nicht all sein Geld an der selben Stelle aufbewahren, sondern an verschiedenen Orten verstecken. Bei größeren Mengen Bargelds ist in deinem Sattelrohr ein gutes Versteck. Da kommen die Diebe nie drauf! ;)


6. Warmshowers, Couchsurfing und andere

Warmshowers und Couchsurfing sind zwei populäre Gastgeberportale die auf dem Prinzip des Gruppenausgleichs basieren. Das heißt, sie funktionieren nicht nach dem Prinzip: Schlafplatz gegen Geld, wie ein Hotel, Hostel, Guest House oder Campingplatz, sondern nach dem Prinzip: Ich lasse dich bei mir übernachten und irgendwann bekomme ich diese Leistung von einem anderen Nutzer des Portals zurück. Somit bilden diese Plattformen eine tolle Möglichkeit einen kostenlosen Schlafplatz und manchmal auch Abendessen oder Frühstück zu bekommen und haben nebenbei noch den positiven Effekt, dass man andere, meist gleichgesinnte Leute kennenlernt. Während Couchsurfing ein eher allgemein gehaltenes Portal ist, bei dem Reisende aller Art im Austausch stehen, ist Warmshowers ein Portal, speziell für Radfahrer. Couchsurfing hat somit deutlich mehr Mitglieder auf der ganzen Welt, weshalb man in vielen Regionen eher einen Host über Couchsurfing findet. Warmshowers bietet jedoch den entscheidenden Vorteil, dass man es mit anderen Radfahrern zu tun hat. Das bedeutet, du hast etwas mit deinem Gastgeber gemeinsam. Viel entscheidender ist jedoch, dass dein Gastgeber auch weiß, worauf er sich einlässt. Meist gibt es einen sicheren Platz, um das Fahrrad gut unter zu bringen. Das erste was man meist angeboten bekommt sind ein kühles Getränk, direkt gefolgt von einer Dusche und die Gastgeber sind nicht vor den Kopf gestoßen, mit wie viel Gepäck man bei ihnen aufschlägt. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass Warmshowers Hosts zuverlässiger und die Stimmung freundlicher und familiärer ist.
Was beide Portale gemeinsam haben ist, dass man einige Dinge beachten sollte:

  1.  Wie bei Booking.com, Tripadvisor und vielen anderen Portalen, gilt hier das Bewertungsprinzip. Leute werden dich eher bei ihnen aufnehmen, wenn du gute Bewertungen hast. Im Idealfall als Gast UND als Host. Das ist der entscheidende Fehler, den ich gemacht habe. Ich habe erst während meiner Reise von diesen Portalen erfahren und daher im Vorfeld nie die Gelegenheit genutzt, meine Fähigkeiten als Gastgeber unter Beweis zu stellen und somit auch keine Bewertungen gehabt. Ohne Bewertungen ist es schwieriger, eine positive Rückmeldung und somit einen Schlafplatz zu bekommen. Außerdem gilt selbstverständlich: Benimm dich gut. Sei ein guter Gast. Bringe dich ein und du wirst eine gute Bewertung bekommen und beim nächsten Mal leichter einen Gastgeber finden, der dich aufnehmen möchte.
  2. Du bist nicht in einem Hotel! Du zahlst nicht für die Leistung die du erhältst. Im Gegenteil tut dir dein Gastgeber einen Gefallen, indem er dich bei sich aufnimmt. Alle zusätzlichen Leistungen, wie ein Abendessen, eine Flasche Wasser oder eine Stadtführung, sind freiwillige Leistungen, die dein Gastgeber erbringt und die das höchste Maß an Wertschätzung verdienen! Im Idealfall gibst du etwas zurück. Wenn möglich, ist ein Gastgeschenk eine nette Geste. Andernfalls freuen sich Gastgeber häufig, wenn du dich nicht sofort verkriechst, sondern von deiner Reise erzählst (vergewissere dich dessen im Vorfeld), wenn du den Abwasch machst oder anbietest irgendwelche Reparaturen vorzunehmen etc.
  3. Bedanke dich! Selbst wenn du dich mit keiner großen Leistung im Haushalt einbringen kannst und auch keine Gastgeschenke bei dir hast. Bedanke dich anständig bei deinem Gastgeber. Das hat noch nie geschadet und ist häufig alles was sie die Leute wünschen. Lieber einmal zu viel als zu wenig.
  4. Schreibe Bewertungen! Jeder profitiert von einer ehrlichen Bewertung. Ich persönlich schreibe vor allem die postiven Bewertungen gerne. Andere Menschen können aber auch davon profitieren, wenn du mitteilst, falls du dich irgendwo überhaupt nicht wohl gefühlt hast. Sei hier jedoch objektiv und lass dich nicht dazu verleiten, jemandem Schaden zuzufügen, indem du übertreibst oder die Person beleidigst.
  5. Nimm dir Zeit! Um deine "Bewerbung" für einen Schlafplatz zu schreiben. Es ist das erste Zeichen der Wertschätzung gegenüber meinem Gastgeber. Ich habe einmal total übermüdet eine sehr knappe Anfrage abgeschickt und dafür eine ziemlich ruppige aber auch ziemlich gerechtfertigte Absage bekommen.

Ich finde diese Portale eine geniale Idee und Möglichkeit, Geld zu sparen und Kontakte zu knüpfen. Ich selbst nutze es viel zu selten, weil ich mich oft fühle, als könnte ich nicht die nötige Energie aufbringen, ein guter Gast zu sein, der nicht abweisend wirkt und weil es auch eine gewisse Planung im Vorfeld benötigt und ich dafür meist zu unsicher über die Planung der nächsten Tage bin. Ich habe dennoch großartige Erfahrungen mit beiden Portalen gemacht und möchte in Zukunft auch als Gastgeber aktiv sein.